Wildnis Kassel
Wolfgang Schulze
Wir arbeiten an der Universität an einem städtebaulichen und architektonischen
Forschungsprojekt, das die räumliche Entwicklung im Großraum Kassel
in visionären Perspektiven bildhaft formuliert. Dabei geht es zunächst
um eine Simulation von zukünftigen Wachstums- bzw. Schrumpfungsprozessen
und deren Abbildung im Raum. Der Radius der Betrachtung liegt bei etwa 10
bis 15 km mit Mittelpunkt im Stadtzentrum und umfasst auch die Kommunen Vellmar,
Habichtswald, Söhrewald, Kaufungen, Baunatal etc. Wir gehen davon aus,
dass die zeitgemäße zukünftige Stadt aus einzelnen Fragmenten
polyzentrisch zusammengesetzt ist, die gleichwertig nebeneinander liegen.
Innerhalb des Untersuchungsgebietes wurden verschiedene prognostizierte
Bevölkerungsdichten mit ihren räumlichen Konsequenzen untersucht
und dargestellt.
Eine aus diesem Forschungsprojekt ausgekoppelte melancholische Studie lautet:
„Wildnis Kassel“. Wir stellen uns vor, die kommenden auch politischen Veränderungen
in Stadt und Region, erwartet vor allem durch die rückläufige demografische
Entwicklung, in ein positives Bild zu wandeln. Diese positive Sicht auf die
fragmentierte und auch sozial nicht mehr homogene Stadt führt über
den Begriff der Wildnis zur modernen „Stadt-Land-Schaft“. Die Idee könnte
sich in Kassel einrichten als ein auf zusammenhängenden weiten Landschaftsräumen
inselartig platzierter Siedlungsraum in verschiedenartigen Dichten, Funktionen
und gesellschaftlichen Ausprägungen. Die Anlage der Stadt und der Region
hierzu ist vorhanden, bedenkt man ihre nach dem Krieg locker wiederaufgebaute
Erscheinung „moderner“ Prägung. Kassel entwickelt sich von der Residenz-
zur Regional-stadt.
Kassel, den 04.11.2003
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