Café Rosenhang
Es gibt wohl seit langem kein Bauvorhaben in der Stadt Kassel, das so positiv
von der Bevölkerung aufgenommen worden ist, wie der beabsichtigte Neubau
des "Café Rosenhang" an Kassels "Schönster Aussicht". Die Einmaligkeit
der städtischen Topographie, als Teil eines Gesamtensembles, war für
die Bürger zu allen Zeiten ein beliebter Ort zum promenieren und verweilen.
Im Rahmen dieses Wettbewerbs besteht nun die Chance, dem Cafémythos
eine neue Gültigkeit zu verleihen. Dabei ist es aus heutiger Zeit wichtig
zu verstehen, dass dieser bauliche Eingriff in die Topographie äußerster
Sensibilität bedarf. Das einzigartige Gartendenkmal "Staatspark Karlsaue"
darf dabei keine empfindliche Störung erfahren.
Der hier vorliegende Entwurf versucht daher, Landschaft und Architektur zusammenzubringen.
So treten im wesentlichen Elemente der Gartenbaukunst auf, wie Mauern, Terrassen
und Pavillon, aus denen ein architektonischer Organismus entsteht, der die
funktionalen Vorgaben des Auslobers beinhaltet. Natur und Architektur werden
somit in Einklang gebracht, um die prächtige Ensemblewirkung als Ganzes
nicht zu stören.
Die Verfasser verzichten bewusst auf eine 3-geschossigkeit, um dem Gebäude
unterhalb des Straßenniveaus im Hangbereich Horizontalität zu
verleihen. Das hat auch zur Folge, daß die innere Organisation zu leistungsfähigeren
Grundrissen führt. Das architektonische Bild des Baukörpers aus
dem Blickwinkel der "Schönen Aussicht" aber wirkt wie ein schwebender
Gartenpavillon im Landschaftsraum.
Die Baukonstruktion basiert auf einem modularen Netz und ist mit Fertigteilelementen
schnell und kostengünstig zu erstellen. Auch der von der "Schönen
Aussicht" erkennbare Pavillon wird aus bekannten Industriebauelementen leicht
und ökonomisch erstellbar sein.
Die Orientierung des Baukörpers folgt aber nicht nur städtebaulichen
Überlegungen im Zusammenhang mit einer schlüssigen Idee für
den Ort und seine Umgebung, sondern berücksichtigt auch in idealer Weise
energetische Aspekte. Der Vorschlag wäre hier zum Beispiel eine Gaszentralheizung
mit Lüftungsanlage zur schnellen Aufheizung. In der Lüftungsanlagen
ist aber auch eine Wärmerückgewinnung integriert.
Ein Großteil des Gebäudes ist eingegraben und im Erdreich gut
isoliert und zusätzlich stark gedämmt. Dach und Boden sind ebenfalls
mit einer starken Wärmedämmung versehen. Der verglaste Bereich
führt zur Wärmegewinnung und ist gegen Wärmeverluste mit hochwärmedämmenden
Gläsern ausgestattet. Durch diese Maßnahmen entstehen geringe
Kosten des Gebäudebetriebes. Glas ist ein dauerhaftes Material mit geringen
Wartungskosten gegenüber Putz, Holz, etc.
Zusammenfassend läßt sich sagen, dass mit einer Lüftungsanlage
mit Wärmerückgewinnung, in der vorgeschlagenen Konzeption des eingegrabenen
Baukörpers, sowie mit hochwärmedämmenden Gläsern als
Fassade bis zu 80 % der Heizkosten im Vergleich zu einem herkömmlich
hergestellten Gebäude nach Wärmeschutzverordnung eingespart werden
können. Die Lüftungsanlage gewährleistet zudem eine optimale
Luftqualität und damit ein hohes Wohlbefinden der Gäste.
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Grimms Welten
oder als Bellevue einen Bruder bekam
Konzeption
Im Rahmen der Kulturhauptstadt-Bewerbung verdichtet sich die Möglichkeit,
dass das Lebenswerk der Brüder Grimm nun eine angemessene Repräsentanz
an exponierter Lage Kassels erhält. Neben Bach und Luther gehören
gerade auch die Brüder Grimm zu den großen Deutschen, die im Ausland
großes Ansehen genießen. Besonders unsere Freunde aus dem fernen
Osten machen sich Jahr und Tag auf Reisen, um an den authentischen Orten
jener Wirkungsstätten den Genius Loci zu erfahren. Um so unverständlicher
daher die Tatsache, dass die Deutschen selbst es bis heute nicht geschafft
haben, dem Lebenswerk der Grimms einen angemessenen Rahmen in baulicher Form
zu verleihen.
Der hier vorliegende Entwurf ist daher ein Versuch, das Areal am Palais Bellevue
stadträumlich neu zu ordnen und in diesem Zusammenhang die Wünsche
der Brüder-Grimm-Gesellschaft baulich zu manifestieren. Das Palais Bellevue
steht an der Schönen Aussicht, die einst die vornehmste Adresse Kassels
war. In diesem Gebäude haben die Brüder Grimm einige Jahre ihres
Lebens als Bibliothekare und Erzieher gearbeitet. Dieses Gebäude und
das Ensemble als Ganzes ist geradezu ideal für den Ausbau einer zentralen,
internationalen Museum- und Forschungsstätte. Dem auf einem quadratisch
basierenden Grundriss entwickelten barocken Palais wird ein dem Volumen nach
ähnlicher Baukörper gegenübergestellt, der gleichzeitig einen
klaren räumlichen Abschluss zur Frankfurter Straße bildet. Im
Dialog dieser aufeinander abgestimmten Baukörper werden tradierte Themen
der architektonischen Bildhaftigkeit visualisiert. Die beiden objekthaft
wirkenden Gebäude sind über eine große Ausstellungsebene
im Untergeschoss miteinander verbunden und ermöglichen einen den Themen
vorgegebenen Museumsrundgang. Alle weiteren Nutzungen entsprechen den funktionalen
Zusammenhängen, die sich aus der Fragestellung dieser Bauaufgabe ergeben.
Das Café Rosenhang bleibt am alten Standort und könnte im Untergeschoss
den großen Veranstaltungssaal aufnehmen, der den einzigartigen Blick
in die Auelandschaft gewährt.
Ausstellungskonzept
Die wichtigsten Bereiche des Schaffens der Brüder Grimm werden in drei
thematisch und inszenatorisch unterschiedlichen Bereichen anschaulich dargestellt.
Im Mittelpunkt aller Bereiche steht immer das auratische Objekt. Durch unterschiedliche
Vertiefungen innerhalb der Ausstellungsbereiche werden die Themen so aufbereitet,
dass sie sowohl dem interessierten Laien, als auch dem Fachmann Zugang zum
Werk der Brüder Grimm bieten. Der Einstieg in die Ausstellung erfolgt
durch einen Raum, der das politische Wirken der Brüder Grimm ins Zentrum
stellt. Dieser Raum stellt die zentralen Fragen, die Antrieb für das
Lebenswerk der beiden Universalisten waren. Er verteilt in einzelnen Bereiche
der Ausstellung, die sowohl separat als auch in einem durchgehenden Parcours
begangen werden können:
Märchenwelten
Die Märchenwelten zeigen die umfangreichen Bestände an originalen
Büchern und Illustrationen. Grimms Märchen werden aber auch als
begehbare Bühnenbilder inszeniert, die den Besucher durch Hörspiele,
animierte Illustrationen und Scherenschnitte in die Welt der Märchen
eintauchen lassen.
Sprach- und Literaturforschung
Der zweite Ausstellungsbereich ist der Sprach- und Literaturforschung gewidmet.
Die Ausstellung versucht neben der Präsentation von Originaldokumenten
die Systematik und Komplexität von Sprache in interaktiven Installationen
auf spielerische Art verständlich zu machen.
Leben und Wirken der Brüder Grimm
Das „Leben und Wirken der Brüder Grimm“ zeigt eine chronologische Darstellung
Ihrer Biografie im Kontext zeitgeschichtlicher Ereignisse. In Kabinetten
am historischen Ort im Palais Bellevue präsentieren sich zeitgenössische
Objekte, Möbel und Inventar. Durch raumgreifende grafische Reproduktionen
historischer Schauplätze werden die Originalobjekte rekontextualisiert.
Wechselausstellungen
Ein flexibel nutzbarer Wechselausstellungsbereich bietet die Möglichkeit
das Ausstellungsprogramm durch spezifische Themen zu ergänzen.
Architektur: Penkhues Architekten, Kassel
Landschaftsarchitektur: Büro Kiefer, Berlin
Ausstellungsgestaltung: Atelier Brückner, Stuttgart
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